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Ozon von Toys'Port, Mono 3s
Nach vielen Jahren Abstinenz vom Modellsport hatte ich mich entschlossen, meine alten Monos wieder zu reaktivieren. Na ja, ums kurz zu halten … die Unterschiede zwischen Bürste, trotz HP & LMT, und BL sind bzgl. Fahrdynamik sehr interessant. Also habe ich mich nach einem neuen Boot umgeschaut. Mono I - eine oder keine Stufe - „selten“, kein aktuelles
Wettbewerbsboot – flott bei wenig Strom – zuverlässig … dass waren die Anforderungen. Fündig wurde ich mit der Ozon bei Toys’port.
Bevor es an den Aufbau bzw. an die Komponentenbeschaffung ging, mussten noch Entscheidungen her …. leicht aufgebaut mit 2s aber dann u.U. ein Boot, dass schon bei leichtesten Wellen und Top-Speed hüpft und springt wie ein Ziegenbock – oder schwer/stabil aufgebaut mit 3s (aber dann im 2s Trimm) in der Hoffnung, dass sich das höhere Gewicht „beruhigend“ auf das Fahrverhalten auswirkt. Motorlage konventionell oder Heckmotor ? Habe mich dann für stabil, 3s und Heckmotor entschieden.
Der Rumpf
Rumpf
Bestellen, bezahlen und liefern hat rund 13 Tage gedauert, dann hatte ich das Boot in CFK/Aramid inkl. Flutkanalspant zu Hause. Der Rumpf ist konventionell in Glas laminiert und hat zusätzlich eine Lage Kohle/Kevlar erhalten. Innen und außen ist der Rumpf erstklassig gefertigt, sogar mit angedeuteten Cockpitscheiben in Sicht-Carbon. Auf der Lauffläche kann man als Schatten im Gelcoat den ehemaligen Sitz der Stufe noch erkennen (aber nicht fühlen). Zuerst bekam der Rumpf dann auf einer Länge von rund 45cm eine weitere Lage Kohle/Kevlar spendiert, die an den Rändern gute 2cm hochgezogen wurde (nachlaminieren wäre nicht nötig gewesen, ist aber wohl so eine Art Reflex wie „Feuer machen“ oder „Fleisch verbrennen“). Der Heckspant wurde ebenfalls, mit 2cm Überdeckung zu angrenzenden Flächen, überlaminiert. Als nächstes folgte der Flutkanal. Der sehr exakt passende Spant (GFK, weiß) musste, bedingt durch das Auflaminieren , wieder angepasst werden. Eingelegt, 3 Heftpunkte mit Sekundenkleber und mit ganz leicht eingedicktem 24h-Harz die untere „Kehlnaht“ gegossen …. und immer schön wenden, drehen, schütteln, gute 40 Minuten lang. Ist ja schließlich 24h-Harz und das soll an seinem Platz bleiben und nicht ablaufen. Gleiches dann noch mal für den oberen Anschluß. Zu guter letzt wurde das Heck noch mal mit einer 1,5 mm CFK-Platte verstärkt. Der gesamte Rumpf ist nun druckfest und in Verbindung mit den beiden Motor-Längsspanten sind auch die wichtigen Krafteinleitungspunkte (Heck, Lauffläche) absolut biegesteif miteinander verbunden. Nach dem Öffnen der Flutkanalkammer wurden innen die Kehlnähte zum Spant ebenfalls mit 24h-Harz vergossen.
Der Antriebsstrang
.... ist komplett Marke Eigenbau! Motorflansch, Kupplung, Strut und Wellenendstück sind selber gemacht.
Motorflansch und Kupplung sind aus Alu (AlCu4SiMg) gedreht bzw. gefräst. Die Motorspanten sind ebenfalls Eigenbau (Laminat und Zuschnitt) und reichen bis zum Heckspant. Der Strut ist aus Edelstahl, A.-Durchmesser 8mm, innen 5,5H7 (schön eng gerieben) mit einer 6mm Aufnahme für das Stevenrohr. Die Lasche ist aus 1,2mm Federstahl, hartgelötet. Das Wellenendstück ist ein ungehärteter 4m6 Paßstift bei dem ich das Gewinde draufgeschnitten und die Aufnahme für die 3,2’er Flexwelle gebohrt habe … der Rundlauf ist sehr gut, das Lagerspiel in den Bronze/Teflonbuchsen sehr gering. Die Flexwelle habe ich mit (15 Jahre altem) Loctite 638 ins Endstück geklebt, in der 5/5’er Kupplung ist die mit einer geschlitzten Messinghülse und 3x M3 Gewindestiften geklemmt. Der Strutausleger besteht aus 20x20x2 Alu-Winkel und CFK-Platten (selbst laminiert). Der Antriebsstrang ist in ALLE Richtungen verstellbar. Das 6 mm Ms-Stevenrohr wird im Heckspant (Langloch) mit Silikon abgedichtet.
Das Ruder
Ich habe lange nach einem passenden Ruder gesucht, entweder war der Ruderausleger zu kurz / zu lang oder das Ruderblatt zu breit / zu schmal. Habe mir bestimmt 10x die Ruderanlagen bei H&M, MBP, MHZ, JN, Psycho, TFL angeschaut … letztendlich ist es aufgrund der Ruderblattbreite von 25mm ein Hopf-Ruder geworden mit 50mm Ausleger, den ich mit 10mm unterfüttert habe. Die Ruderachse hatte für meinen Geschmack aber zuviel Spiel. Hopf bohrt anscheinend 2,8mm und verwendet als Achse eine M3 Schraube. Kurzerhand habe ich die Lagerung auf 3H7 aufgerieben und einen 3mm Messingstift eingesteckt. Nach ein paar Fahrten hat’s aber wieder heftig gewackelt. Für die Doppel-Anlenkung habe ich einen Bowdenzug (0,8 mm Federstahldraht) gewählt und mittels 4 mm Alu-Röhrchen + Silikonschlauch eine leichtgängige, wasserdichte Rumpfdurchführung geschaffen. Der seitliche Abstand zwischen Ruder und Strut beträgt ca. 38mm
Der Motor
Ganz einfach, keine Experimente. Geschaut hatte ich zwar nach einem 2860, 3650 und 4050 mit entsprechendem Drehzahlniveau (3000-3100kv) aber es ist dann doch ein Leopard LBP 3660-B/3D, 3180kv, geworden. Ein 2860 hätte alle Male gereicht aber ich habe gerne Reserven.
Der Regler
Für die ersten Testfahrten hat der Schulze value 12.60eW gereicht … seine Datenloggerfunktion und die Einzelzellenüberwachung waren sehr hilfreich. Allerdings greift mir der Schulze zu stark ins "Motormanagement" ein, wenn es dem Regler zu warm wird. Anhand von Diagrammen (erzeugt aus den Datenlogs) kann man sehr schön sehen, wie mit steigender Temperatur die Drehzahl reduziert wird. Ersetzt habe ich den dann durch einen Roxxy 9100-6 mit Cellshield LiPo-Überwachung. Nach knapp 7 Minuten Fahrzeit mit der Octura x435 hatte der direkt auf der Alu-Kühlplatte rund 70°C, eine Eigenbau-Wasserkühlung habe ich dann nachgerüstet.
Die RC-Anlage
Als Servo kommt ein Bluebird 705BMG zum Einsatz, stehend am Längsspant montiert. Der Sender ist eine uralte MC15, umgerüstet mit dem 2,4GHz frsky Hack-Modul, Empfänger v8fr HV aus gleichem Haus. Ich habe eine der beiden Empfängerantennen durch ein 15cm langes Pigtail (u.fl – SMA R) ersetzt, sodass ich eine kleine Rundstrahlantenne verwenden kann. Empfangsprobleme habe ich bis jetzt noch keine gehabt
Das Setup
Nach den ersten 4 Fahrtagen ergaben sich folgende Einstellungen/Maße …
- Abstand Heck – Vorderkante Ruder = 58mm (unverändert)
- Abstand Heck – Anlage Prop = 77mm (unverändert)
- Abstand verlängerte Kiellinie – Unterkante Strut = 5,5 mm (max. war 7mm, mehrfach verstellt)
- Neigung Seite Strut = 2° (Propwalk) (mehrfach verstellt)
- Neigung Höhe Strut = 0° (Lift) (mehrfach verstellt)
- Gewicht komplett (ohne LiPo) = 1075g
- Schwerpunkt – ca. 170mm vom Heck (29%)
- Prop Graupner K37,5, Octura(x435)
- Motortemperatur = ca. Umgebungstemperatur
- Reglertemperatur am Kühlkörper bzw. an den Kondensatoren = ca. Umgebungstemperatur +5°C
- Geschwindigkeit mit K37,5 = 61,8km/h (GPS MiniHomer)
- Geschwindigkeit mit Octura x435 = 50,8km/h (GPS MiniHomer)
Fahrzeit mit SLS EP 3s 4000mAh 30C und K37,5 = 6+ Minuten (3,35 Volt/Zelle)
Fahrzeit mit Turnigy 3s 3600mAh 30C und K37,5 = 5+ Minuten (3,35 Volt/Zelle)
Fahrzeit mit Turnigy 3s 3600mAh 30C und Octura x435 = 7+ Minuten (3,35 Volt/Zelle). Extrem leise laufend.
Den SLS 4000’er habe ich nach einer Fahrt direkt wieder vollgeladen, es gingen 3100 mAh rein => Durchschnittsstrom um 29A !
Alles mit „kalten“ LiPos, da mein Heizkoffer noch nicht fertig ist.
Das Fazit
Das Boot liegt nahezu horizontal auf dem Wasser, ohne aber zu naß zu laufen. Rechtskurven gehen mit viel Gas relativ eng, Linkskurven mit 1/2 Gas und entsprechendem Radius. Das Fahrverhalten ist stabil, kein hüpfen oder wippen. Der Roostertail ist auch ok, der Propwalk relativ stark ausgeprägt. Pendeln um die Längsachse nur bei seitlichem Wellenschlag. Zu Beginn der Testfahrten war dieses Pendeln immer da. Bei sehr tief eingestelltem Strut und K37,5 schon recht heftig, mit der Octura x435 wurde es etwas besser und mit einer 36’er 3-Blatt reduzierte sich das noch mal. Erst mit dem Hochsetzen des Strut wurde es immer weniger und ab 4mm Luft (Unterkante Strut – Kiellinie) verschwand das Wackeln ganz, egal welcher Prop. Die „Rauhwassertauglichkeit“ ist wie man es von einem 15cm breiten, 60km/h schnellen und 1,4kg schweren Boot erwarten kann …. im Prinzip nicht vorhanden (mit kleinerer Schraube geht’s so la-la). Es werden noch Testfahrten folgen mit negativ angestelltem Strut und diversen Props. In der Winterpause werde ich die Position von Empfänger und Regler versuchen zu tauschen und das Ruder geht in die Tonne. Ich habe noch ein Ruder (kugelgelagert) von Dr.Psycho hier liegen, mal sehen ob ich dafür ein etwas größeres/breiteres Ruderblatt finde.
Die Ozon von Toys’port ist ein klasse Boot in einer bemerkenswerten Verarbeitungsqualität – jeder Zeit wieder …. nur dann mit parallel versetztem Antrieb (3 mm), 1° Seitensturz und 67mm Abstand Heck – Prop.
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